„Arisierung“ und Verfolgung

„Arisierung“ und Verfolgung in Oldenburg

Im Rahmen der „Arisierung“ wurden auch den Oldenburger Jüdinnen und Juden ihre Geschäfte und ihr Besitz von den NationalsozialistInnen geraubt. Bei der Veräußerung jüdischer Geschäfte spielte die Industrie- und Handelskammer eine wichtige Rolle, die jüdische Betriebe in Listen erfasste.
Übernahmen nichtjüdische Geschäftsleute einen zuvor jüdischen Betrieb, so wurde dies meist in Zeitungsannoncen bekannt gegeben, in denen darauf hingewiesen wurde, diese Geschäfte seien jetzt „deutsch“ oder „arisch“. Gegenstände aus jüdischen Besitz wurden öffentlich versteigert. Die nichtjüdische Bevölkerung in Oldenburg wusste und profitierte von diesem Raub.

Ab April 1939 wurden jüdische BürgerInnen gezwungen, sogenannte „arische“ Häuser zu verlassen und in „Judenhäuser“ umzuziehen. Im November 1940 meldete das Polizeiamt die „restlose Entjudung der gewerblichen Wirtschaft im Gebiet der Stadt Oldenburg“.

Die jüdische Bevölkerung wurde in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden 176 Oldenburger Jüdinnen und Juden von den NationalsozialistInnen ermordet.

“Arisierung” von Rosas Elternhaus in Stapelmoor

Auch Rosa und ihre Angehörigen waren von der „Arisierung“ betroffen. Der geerbte Hof in Stapelmoor, auf dem Rosa nach ihrer Flucht in die Niederlande bis Anfang der 1940er Jahre zeitweise lebte, geriet in das Visier der nationalsozialistischen Behörden. 1941 sollte ein offensichtlich nationalsozialistisch gesinnter Bauer Wolters durch die Arisierung des Lazarus Betriebs entschädigt werden. Kurz darauf versuchte Rosa über einen Auktionator, ihren Anteil des Grundes an die Bäuerin Gretchen Kromminga aus Weener zum Preis von 6.400 Reichsmark zu verkaufen.

Schreiben der NSDAP bezüglich der „Arisierung“ des Hofs in Stapelmoor, 1941Hinweis auf die „Entfernung“ Rosas vom Hof durch die GestapoVerkauf Grundstück Stapelmoor

Die NS-Bürokratie wollte dieses Vorhaben verhindern, da für sie die „Arisierung“ bereits eine beschlossene Sache war. Es wird in einem Schreiben erwähnt, dass Rosa im Oktober 1941 durch die Gestapo vom Hof „entfernt“ wurde.
Der weitere Verlauf lässt sich nicht mehr genauer nachvollziehen. Wo Rosa sich in der Zeit zwischen Oktober 1941 und Sommer 1942 aufhielt und ob es ihr möglich war, weiter auf dem Hof zu verweilen, ist nicht bekannt.

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